WEINGUIDE ÖSTERREICH Cristoph Wagner, Klaus Egle 1998
Presse
„Ich schreibe nie eine Rechnung“, steckt Anton Kollwentz seine Interessensphäre im Weinbaubetrieb klar ab.
„Und ich presse keine Trauben“, erläutert seine Frau Grete die Kollwentzsche Form der Arbeitsteilung, was freilich nicht heißt, dass sie nur Rechnungen schreibt. Denn neben ihrer tätigen Mithilfe bei der Weingartenarbeit und im Verkauf ist sie doch seit Jahrzehnten die „Seele“ des Weinguts, seit Ehemann Anton den elterlichen Betrieb im Jahr 1965 übernahm. Inzwischen ist ihm längst der Durchbruch an die Spitze des heimischen Weinbaus gelungen und es ist also sicherlich kein Zufall, dass Kollwentz ziemlich unangefochten als „Doyen des burgenländischen Weinbaus“ gilt.
Mittlerweile ist auch Junior Andi mit von der Partie, und der hochaufgeschossene „69er“ – übrigens nicht nur bei Kollwentz ein exzellentes Weinjahr – steht dem Vater in Sachen Genauigkeit, Sorgfalt und Ehrgeiz um nichts nach. Einen Generationskonflikt, wie er sonst in Winzerfamilien eher die Regel als die Ausnahme ist, hat es hier allerdings nie gegeben. Vater Anton ermöglichte dem Junior von Beginn an auch die Umsetzung dessen, was der Filius bei bester Ausbildung in der weiten Weinwelt so gelernt hatte.
Vater und Sohn respektieren einander und arbeiten intensiv zusammen. Sollten doch einmal Meinungsverschiedenheiten aufkommen, werden so salomonische Lösungen gefunden wie im Falle des grandiosen 97er Chardonnays von der Ried „Tatschler“. Der Sohn bevorzugt weniger stark getoastete Barriquefässer, der Vater liebt mehr das stärkere Toasting; also wird der Wein jeweils zur Hälfte in den einen und den anderen Fässern ausgebaut und am Ende zusammengeschnitten – ein Kompromiß, mit dem jeder gut leben kann. Die Frage „Barrique ja oder nein?“ gehört, was die Rotweine betrifft, für Anton und Andi Kollwentz ohnedies der Vergangenheit an.
„Praktisch alle Rotweine kommen ins Barrique, unterschiedlich sind nur die Zeit und das Alter der Fässer“, erläutert der Junior. Auch Süßweine sehen – richtig dosiert das kleine Eichenfass, und außer für den Chardonnay von der Ried Tatschler, der im Barrique vergärt, hat man sich mit dem 97er Jahrgang auch für den überaus kraftvollen Sauvignon blanc etwas überlegt.
Exakt acht Prozent der Gesamtmenge erhielten den zarten „Kuss“ des Holzes, ehe sie wieder mit dem Rest „vermählt“ wurden. Überhaupt hat es der 97er gut gemeint mit den Leuten vom Römerhof. Nur eines ist nicht gelungen: Barbara, das zweite Töchterchen von Andi, kam erst am 2. Jänner 1998 zur Welt. Und das, obwohl doch bereits so tolle „Geburtsjahr-Weine“ vorbereitet gewesen wären.